Einsatzdatum: 8.Juni bis 14.Juni 2013 Einsatzstichwort: Überörtliche Hilfe (Bezirksbereitschaft Detmold)
Eingesetzte Einheiten: LF16TS-Mitte, MTF-Mitte
Mehr als zwanzig Einsatzkräfte der Feuerwehr Espelkamp sind mit der Bezirksreserve Detmold in Schönebeck an der Elbe in Sachsen-Anhalt rund eine Woche im Einsatz gewesen. Insgesamt waren vier Züge der Freiwilligen Feuerwehren aus den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford, darunter ein Löschfahrzeug LF 16-TS und MTF der Feuerwehr Espelkamp am Samstag, dem 8. Juni in Richtung der Hochwassergebiete aufgebrochen. Nach einer Woche kehrten die letzten Einsatzkräfte der Espelkamper Wehr aus dem Katastrophengebiet zurück.
Das Land Sachsen-Anhalt hatte beim Land Nordrhein-Westfalen um weitere Unterstützung für die Einsatzkräfte in den vom Hochwasser betroffenen Regionen gebeten, die zu diesem Einsatz bereits seit Tagen im Einsatz waren. Ein Verband aus vier Zügen der Feuerwehren aus den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford wurden in Minden auf dem Sammelplatz "Kanzlers Weide" zusammengestellt und rückte am Samstagmittag in Richtung Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) aus. Am darauffolgenden Dienstag wurde die Einsatzkräfte aus dem Kreis Minden-Lübbecke, so auch von der Feuerwehr Espelkamp, durch andere Wehrleute ihrer Feuerwehren abgelöst. Die Einsatzkräfte der Espelkamper Wehr wurden aus allen Löschgruppen der Stadt abgeordnet. Am Wochenende kehrten die Kräfte aus dem Mühlenkreis als letzte Einheit an ihre Standorte zurück.
Wo wurden die Espelkamper Kameraden eingesetzt? Noch am ersten Abend wurden die Espelkamper Kameraden u.a. zum Bau einer Deicherhöhung mit Sandsäcken gemeinsam mit Anwohnern herangezogen. Am Sonntag wurde nach dem Defekt von mehreren "Aquabarrier" (Hochwasserbarrieren) gemeinsam mit Anwohnern ein Deich aus Sandsäcken gebaut und das historische „Salinenhaus“ mit Pumpen vor dem Überfluten geschützt. Ab Montagmittag erfolgte die Verlegung zur Feuerwache Schönebeck als Alarmzug, d.h. Sicherstellung des Brandschutzes. Gegen Abend verschärfte sich die Lage durch einen drohenden Deichbruch am Ostufer der Elbe. Drei Stadtteile wurden evakuiert. Im Anschluss folgte „Aktion Schubkarre“: 600 Meter Deich wurden mit Säcken verstärkt, mehrere 100 Karren und hunderte Helfer im arbeiteten im Pendelverkehr. Am Dienstag wurden die erschöpften Einsatzkräfte durch "neue" Kameraden aus der Heimat abgelöst. Aufgabe des zweiten Abmarsches war weiterhin den Deich an der "Alten Elbe" zu verteidigen. Die Wehrlaute standen in Bereitschaft um im Falle eines Deichschadens sofort tätig werden zu können. Dies erfolgte durch jeweils 6 Züge in einer 24-Stunden Schicht vor Ort am Deich. Geschlafen wurde im Fahrzeug oder auf Feldbetten im Freien. Am Donnerstag hat der Löschzug, dem die Espelkamper Fahrzeuge angehörten, die Feuerwache besetzt und den Grundschutz für Schönebeck übernommen.
Einsatzleiter der Espelkamper Einheit war für den ersten Abmarsches (Samstag bis Dienstag) Hauptbrandmeister Hans-Peter Mech und für den zweiten Abmarsch (Dienstag bis Freitag) Hauptbrandmeister Andreas Kolodzeizik.
Alle Helfer der Feuerwehr berichteten, dass sie überall von der Bevölkerung herzlich willkommen waren und sie den ganzen Einsatzzeitraum von den Schönebeckern mit Verpflegung und Getränken versorgt wurden! Ihnen wurden sogar Duschmöglichkeiten in den Privatwohungen angeboten oder Gartenmöbel für die Ruhephasen zu Verfügung gestellt.
Feuerwehr-Bezirksreserve
Die Bezirksbereitschaft umfasst 16 Löschzüge aus ganz OWL sowie ein Kontingent mit Einsatzkräften verschiedener Hilfsorganisationen. Die Bereitschaft gliedert sich in fünf Einheiten, vier davon bestücken die freiwilligen Feuerwehren mit je vier Löschzügen:
- Bereitschaft 1 Bielefeld
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Bereitschaft 2 Herford / Minden-Lübbecke
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Bereitschaft 3 Höxter / Paderborn
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Bereitschaft 4 Gütersloh / Lippe
Die kurzfristige Mobilisierung kann bis zu 1000 Einsatzkräfte und 140 Fahrzeuge umfassen. Die Bezirksregierung koordiniert Personal und Material. Sie alarmiert und führt die Einsatzkräfte bis zum Einsatzort. Außerdem bündelt und übermittelt sie Informationen während der gesamten Einsatzdauer. Grundidee der Bezirksbereitschaft ist, die überörtliche Hilfe schon zu organisieren, bevor eine Katastrophe eintritt. Woher kommt die Hilfe? Was kann sie leisten? Welche Fahrzeuge stehen zur Verfügung? Diese Fragen sind im Ernstfall längst geklärt. Die Einsatzkräfte gelangen deutlich schneller und gezielter in das Krisengebiet. Gleichzeitig bleibt der so genannte Grundschutz für die Bürger in den Städten und Kreisen erhalten, weil die Hilfe sich auf viele Beteiligte verteile. Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland, das dieses Konzept zum Krisenmanagement vorhält. Es ist 2004 im Nachklang der Hochwasser an Elbe und Oder eingeführt worden. Vordringlicher Einsatzbereich der Bezirksbereitschaft ist der Regierungsbezirk Detmold. Die Bereitschaft kommt zu Hilfe, wenn Landkreise auf ein Schadensereignis nicht adäquat reagieren können. In zweiter Linie dient sie dazu, in anderen Regierungsbezirken in Nordrhein-Westfalen zu helfen. Erst an dritter Stelle wird die Bereitschaft auch deutschlandweit zur länderübergreifenden Hilfe eingesetzt. Die Unterstützung aus OWL gehört zur länderübergreifenden Hilfe, die Sachsen-Anhalt über das gemeinsame Melde- und Lagezentrum des Bundes und der Länder (GMLZ) an das Land NRW angefragt hatte.
Nach dem Einsatz: Großes Lob von Innenminister Jäger für die mehr als 10.000 Helfer aus Nordrhein-Westfalen
"Die Helferinnen und Helfer haben durch ihren Einsatz Schlimmeres verhindert. Mehr als 10.000 Einsatzkräfte aus ganz Nordrhein-Westfalen haben in den Hochwassergebieten durch ihre tatkräftige Unterstützung wichtige Hilfe geleistet. Mein Dank gilt allen Helferinnen und Helfern, die gegen die Wassermassen gekämpft und so Schlimmeres verhindert haben", erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger am 18. Juni in Düsseldorf.
Feuerwehrbereitschaften aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens arbeiteten in Niedersachsen - in den Landkreisen Lüchow-Dannenberg - und in Sachsen-Anhalt - in Stendal, im Salzlandkreis und im Großraum Magdeburg - gegen das Hochwasser und seine Folgen. Mit Hochleistungspumpen und mehr als 1,3 Millionen Sandsäcken dämmten Kräfte der Feuerwehren Überflutungen ein und verteidigten Deiche. Die Katastrophenschutzhelfer der Hilfsorganisationen versorgten die Einsatzkräfte, zivile Helfer und Anwohner, während die Wasserrettungszüge der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft mit ihren Booten unterstützten.
"Die Anforderung von Einheiten des nordrhein-westfälischen Katastrophenschutzes zeugt vom hohen Ansehen, das diese organisierte Hilfe auch außerhalb unseres Landes genießt", stellte Ralf Jäger heraus.
Neben Mitarbeitern des Katastrophenschutzes waren drei Hundertschaften der NRW-Polizei in Sachsen-Anhalt eingesetzt. Sie unterstützten dort beispielsweise die Polizeidirektion Dresden. Minister Jäger lobte auch die Arbeitgeber, die Mitarbeiter für den ehrenamtlichen Einsatz freigestellt haben. Durch ihr großzügiges Entgegenkommen war es möglich, eine große Zahl ehrenamtlicher Helfer in die Flutgebiete zu entsenden. Er dankte auch den Städten und Gemeinden des Landes für ihre Unterstützung. "Diese Solidarität hat die groß angelegte Hilfe erst möglich gemacht", hob der Innenminister hervor.